Knotenpuppe nähen nach Waldorfart - kostenlose Anleitung

Schnittmuster und kostenlose Nähanleitung für eine kleine Knotenpuppe – einfache Stoffpuppe selbst nähen

Puppen nähen kostet sehr viel Zeit und künstlerisches Geschick. Das ist eigentlich auch das Schöne daran, denn der Phantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Beim Puppenmachen kann man das Handwerk “Nähen” in seiner ursprünglichen Form toll ausleben, es ist ausgesprochen facettenreich. Viel wird von Hand genäht, einiges von der Nähmaschine und auch die Arbeit mit Wolle (z.T. Filzen einzelner Körperregionen der Puppe) macht großen Spaß.

Dennoch schreckt das wahrscheinlich viele ab, sodass sie gar nicht erst beginnen, eine Puppe zu machen. Und das wiederum finde ich wahnsinnig schade. Daher habe ich mir überlegt, hier auf meinem Blog für EinsteigerInnen eine ganz einfache Anleitung für ein Püppchen zu schreiben.

Die Anleitung ist sehr detailliert und mit Bildern versehen, sodass ihr euch ruhig ran trauen könnt – selbst, wenn ihr vorher noch nie eine Puppe gemacht habt. Dieses Püppchen hier ist auch keine echte “Puppe”, sondern eher ein Kuschelpüppchen und für euch als Einstiegsprojekt oder erfrischendes “eben mal zwischendrin” Projekt zu verstehen.

Puppenmachen ist ein sehr spezielles Handwerk, bei dem auch spezielle Materialien von Nöten sind. Mit den Jahren haben sich bei mir ansehnliche Vorräte an Puppenbastelmaterialien angehäuft, allerdings gehe ich davon aus, dass die wenigsten von euch über solche sehr speziellen Materialien verfügen und gebe euch hier eine Alternative an – wo auch immer es möglich ist.

Schnittmuster Download:

Klickt hier, um zur Downloadseite zu gelangen

Ihr braucht:

Wolle als Kammzug / im Strang (etwa 25 – 30g)
Filznadel (mittlere Stärke; findet man im Bastelfachhandel; Filznadelhalter ist nicht unbedingt nötig)
Abbindegarn (Alterative: möglichst reißfestes Garn wie dünnes Häkelgarn, stabiles Nähgarn – notfalls mehrere Fäden zugleich)
Nähgarn (in Hautfarbe und Farbe der Kleidung) Puppenmacher verwenden oft das sehr stabiles Nylongarn. Da hier aber nicht fest gestopft wird kann man auch herkömmliches Polyesternähgarn in der gewünschten Hautfarbe nutzen)
Puppentrikot (der Stoff, aus dem die Puppenhaut ist – in gewünschter Hautfarbe. Alternative: hautfarbener Jersey oder Interlockjersey)
Nähnadeln und evtl. eine Puppennadel (sehr lange Nähnadel – ohne geht’s hier aber auch), Stecknadeln
Stickgarn in schwarz oder dunkelbraun (für die Augen)
Stifte zum Bemalen des Gesichts (ich nutze für die Wangen herkömmliche Buntstifte o. Wachsstifte, für die Augenbrauen, Mund und Sommersprossen verwende ich PITT Artist Pens von Faber Castell aus dem Schreibwarenladen – habe ich vor vielen Jahren mal geschenkt bekommen. Sie halten wirklich gut und sind sehr langlebig)
Kleidungsstoff (Oberstoff) für Anzug und Mütze: z.B. (Woll-)Frottee, dickeren Jersey, … er sollte möglichst kuschelig weich sein.

Los geht’s:

Kopfkugel vorbereiten

1) Nehmt eure Wolle zur Hand und wickelt euch 90 cm ab.

2) Halbiert den Strang entlang seines Verlaufs in zwei 90cm lange Teile.

3) Den einen Teil rollt ihr möglichst fest und gleichmäßig zu einer kleinen Kugel. Durch leichtes Anfilzen der Wolle mit der Filznadel könnt ihr das Ganze gut stabilisieren und halbwegs rund bekommen.

4) Der Zielumfang der Kugel ist etwa 14-15 cm.

Exkurs Filzen:

Beim Filzen stecht ihr mit der Filznadel mehrmals im 90° Winkel in die Wolle ein. Bitte stecht nicht schräg, denn sonst bricht die Nadel schnell ab oder ihr verletzt euch vielleicht sogar. Die Wolle verdichtet sich bei wiederholtem Einstechen. Ihr könnt den Wollstrang auf diese Weise fixieren und die ganze Kugel fester und kleiner machen sowie die gewünschte Form erzielen.

2. Die Wollkugel einbetten

1) Den anderen Teil des Strangs teilt ihr noch einmal entlang des Verlaufs.

2) Diese zwei Teile werden nun in ihrer Mitte quer zum Faserverlauf durchtrennt, sodass insgesamt 4 dünne Wollstränge entstehen, die etwa 45 cm lang sind.

3) Diese legt ihr nun zu einem Stern zusammen.

4) In die Mitte des Sterns platziert ihr die Wollkugel von vorhin. Schneidet euch einen 30cm langen Streifen Abbindegarn ab. Legt die Stränge nun möglichst ebenmäßig um die Wollkugel und schließt sie darüber zum “Hals”.

5) An diesem Hals müsst ihr nun abbinden – so dicht wie möglich am Kopf gelegen. Das gelingt anfangs besser wenn man zu zweit ist (oder man klemmt sich die Kugel zwischen die Beine). Das Abbindegarn wird gut geknotet.

Seht nun zu, dass der Kopf möglichst ebenmäßig rund ist. Wenn nötig, könnt ihr hier mit der Filznadel nochmal nachhelfen. Der Zielumfang des Kopfes ist hier etwa 16.5 – 18 cm.

Exkurs: Puppenmacherknoten

Um das Abbindegarn besonders eng und straff zu knoten, bedient man sich hierbei dem sogenannten Puppenmacherknoten. Dafür legt man das Garn zwei Runden um den Hals, möglichst nah am Kopf. Überkreuzt dann die langen Fäden und geht mit einem Faden von unten um den untenliegenden Faden der ersten Umrundung. Nun könnt ihr schön stramm ziehen. Als nächstes verknotet ihr die Fäden noch zweimal gegenläufig auf herkömmliche Weise.

3. Den Kopfbezug herstellen

1) Bereitet euch euren Kopfbezug aus Trikot/Jersey vor: Klappt das Schnittteil entlang des Fadenlaufs rechts auf rechts zusammen und näht es mit der Maschine an der geschwungenen Kante zu.

2) Nahtzugaben auseinander falzen so gut es geht.

3) Auf rechts wenden.

4) Steckt den Puppenkopf inkl. Rumpf in den Schlauch hinein – so weit, dass sich der Stoff oben an der Stirn gerade so (mit etwas Zug) schließen lässt. Alles sollte möglichst glatt sein.

4. Den Kopf schließen

1) Optional: Nase

Sucht euch die schönste Seite für das Gesicht aus. Wenn ihr eine Nase anfilzen möchtet, wäre nun der passende Zeitpunkt: Klappt das Trikot noch einmal herunter und macht aus Filzwolle ein kleines Bällchen, welches ihr etwas unterhalb der Mittellinie des Kopfes anfilzt. Ihr könnt das Trikot drüber ziehen und so testen, ob euch die Nase gefällt. Erfahrungsgemäß müssen Nasen deutlich größer gefilzt werden als sie später durch das Trikot erscheinen.

2) Sucht euch die schönste Seite für das Gesicht aus (wenn ihr nicht sowieso schon eine Nase gefilzt habt). Mit dem “Gesicht” zu euch zeigend geht’s weiter: Verschließt den Kopf oben, indem ihr das Trikot von Stirn und Hinterkopf zusammenzieht. Legt den Stoff übereinander. Steckt fest.

3) Klappt die Seiten nach innen. Mit Stecknadeln feststecken.

4) Festnähen (ggf. mit Fingerhut). Passt gut auf, dass ihr euch nicht stecht.

5. Den Rumpf schließen

Anmerkung: Wenn ihr kein kleines “Bäuchlein” in der Puppe haben möchtet, könnt ihr die Wolle für den Rumpf an dieser Stelle etwas ausdünnen.

1) Mit dem “Gesicht” zu euch zeigend, teilt ihr die runterhängenden Wollsträge in 2 Teile (wie Schultern).

2-3) Rollt diese nach innen ein.

4) Zieht das Trikot drüber, fixiert und verschließt den Rumpf wie vorher beim Kopf.

5) Bindet mit Nylonfaden oder mehrfach genommenem Nähgarn in Hautfarbe den Kopf am Hals ab (evtl. zu zweit). Nutzt den Puppenmacherknoten (wie oben beschrieben). Hier sollte man versuchen, vor allem auf der Gesichts-Seite möglichst wenig Falten auf der Vorderseite zu erzeugen.

Nehmt die längst Nadel, die ihr habt, zur Hand. Zieht euch all die Fäden damit in den Kopf/Rumpf hinein. (Stecht dort ein, wo der Faden herauskommt/Knoten ist, stecht im Bereich der späteren Mütze oder am Rumpf aus, fädelt den Faden auf und zieht ihn durch, schneidet den übrigen Rest ab).

6. Das Gesicht sticken

1) Für die beiden Augen markiert ihr euch erstmal die Positionen, ganz symmetrisch und etwa auf der Hälfte der Kopfrundung. Ich finde es deutlich einfacher, schlafende Augen zu sticken als offene – daher zeige ich euch hier diese Variante.

2) Zeichnet nun mit Trickmarker oder spitzem Holzstift einen kleinen Bogen unter jedes Stecknadelauge.

3) Teilt euer 6-fädiges Häkelgarn, indem ihr jeden Faden einzeln herauszieht. Nehmt 2 oder 3 Fäden als 2- oder 3-fädiges Garn auf die Nadel. Näht mit Rückstich oder (noch etwas schöner) mit Spaltstich. Dafür stecht ihr mit der Nadel seitlich am Kopf ein (wo später die Mütze drüber ist), gelangt zum Auge (stickt dies, und das andere Auge auch) und kommt dann mit der Nadel wieder zum Anfangsfaden zurück. Verknotet die beiden Fäden ohne jeglichen Zug an ihnen und versenkt die Fadenenden im Köpfchen.

4) Mein Lieblingsschritt: Beim Anmalen des Gesichts empfehle ich rote Bäckchen und einen kleinen roten Mund. Ich verzichte hier bewusst auf einen (z.B. lächelnden) Gesichtsausdruck, um den Kindern beim Spielen möglichst viel Platz für Kreativität zu lassen, …und weil es einfach zu dieser kleinen Weniger-ist-mehr-Puppe am besten pass, finde ich. Wer möchte, kann noch Sommersprossen und Augenbrauen (mit Holzstift oder PITT Stift) dazu zeichnen.

Tipp: Holzstift (z.B. Wangenrot) verschwindet mit der Zeit und kann dann einfach immer mal wieder erneuert werden. Für ein besonders zartes Wangenrot, kann man ein Stoff-Reststück mit roter Wachsmalkreide anmalen und dieses Stoffstück über die Wangen reiben.

7. Die Kleidung nähen

1) Für die Mütze: legt das Schnittteil rechts auf rechts und verschließt die Seite. / Für den Anzug: legt und steckt beide Schnittteile rechts auf rechts zusammen. Näht unter Aussparung der Halsöffnung.

2) Mütze: Wendet auf rechts und klappt den Umschlag um. Wenn ihr eine Puppe mit Haaren nähen möchtet, schaut euch jetzt unten die Anleitung dazu an.

3) Zieht der Puppe die Mütze an, sodass sie gleichmäßig sitzt. Steckt ggf. mit Stecknadeln fest.

4) Näht die Mütze per Hand stabil an den Kopf an.

1) Wendet den Anzug auf rechts.

2) Steckt die Puppe mit ihrem Rumpf hinein. Klappt die Halsöffnung nach innen um.

3) Näht per Hand (ggf. mit Fingerhut) den Hals fest in den Anzug ein. Verwendet hier beispielsweise einen Matratzenstich. Dabei kräuselt sich der Stoff des Anzugs etwas. Wenn ihr besonders viel Stoff übrig habt und ihn nicht komplett zusammenraffen könnt, schließt etwas mit in die Armnaht ein.

4) Nun knotet noch die Arme und Beine. Fertig, yippieeee!

Ihr habt noch nicht genug? Dann könnt ihr noch ein kleines Dreieckstuch aus Musselin für die Puppe machen. Das ist ein schöner Akzent und verdeckt außerdem die leichte Kräuselung des Trikotstoffs am Hals.

Puppenhalstuch aus Musselin nähen

Für unsere kleine Knotenpuppe reicht ein Quadrat mit der Kantenlänge 20-23 cm aus.

Faltet den Stoff rechts auf rechts diagonal. Näht (unter Belassen einer Wendeöffnung) die offenen Kanten zu.

Wendet das Tuch durch die Wendeöffnung und verschließt diese per Hand.

Yippie! Das Püppchen ist fertig!

Püppchen mit Haaren

Für ein Püppchen mit Haaren braucht ihr Wolle in der gewünschten Haarfarbe. Ich verwende hier Mohair-Wolle. Diese wird gerne beim Puppenmachen verwendet.

1) Wickelt euch die Wolle auf ein Buch oder eine DVD-Hülle. Zerschneidet alle Stränge jeweils an den beiden Rändern.

2) Knotet die Haare in der Mitte mit Wolle zusammen.

3) Bringt die Haarsträhne am Scheitel der Puppe mit stabiler Naht und Nähgarn per Hand an.

4) Wenn ihr Zöpfe flechten wollt, tut dies bereits jetzt. Dann wird die Mütze über die Frisur gestülpt und festgenäht (siehe oben).

Ich wünsche euch viel Freude beim Nachmachen. Über Instagram könnt ihr eure Werke gern mit dem Hashtag #lilawieliebe oder #knotenpuppelilawieliebe versehen und mich markieren (@lilawieliebe). Ich freu mich schon, eure Ergebnisse zu sehen!

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eure Leonie

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Bitte beachtet, dass meine Anleitungen und Schnittmuster nur für private Zwecke gedacht sind und weder großgewerblich genutzt noch kopiert und auch nicht als die eigenen ausgegeben oder gar weiterverkauft werden dürfen. Sehr gerne dürft ihr natürlich auf meine Anleitungen verlinken!

Spezielle Lizenzen für Kleinunternehmer sind (nach dem Give-what-you-want-Prinzip) erhältlich. Weitere Infos HIER (klick!)

Anmerkung für Kleinunternehmer: Ein Püppchen ist ein Spielzeug/Schmusetuch, zählt daher zu der Rubrik “Kinderspielzeug” und ist im gewerblichen Bereich CE-kennzeichnungspflichtig.

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